Ethik der IT

  • Type: Lecture (V)
  • Semester: SS 2024
  • Lecturer:

    Prof. Dr. Ralf Reussner
    PD Dr. phil. Alexander Bagattini
    PD Dr. rer. nat. Robert Heinrich

  • Lv-No.: 2400094
  • Information: Online
Programm   29.05. Pierre Dillenbourg (EPFL Lausanne): How could poor interactions produce learning effects?
12.06. Laura Crompton (Bayrische Agentur für Digitales): Ethik und KI: eine praxisorientierte Perspektive
19.06. Susanna Wolf (DATEV: Datenethik): Digitale Verantwortung: Welche datenethischen Themen wirft Anonymisierung (mit Blick auf KI) auf?
26.06. Raja Chatilla (Sorbonne University): Ethical issues in social robots and conversational agents
03.07. Katja Stoppenbrink (Hochschule München): Vertrauen in der Blockchain
10.07. Alice Fox (Stanford University): Finding Shade in the AI Summer: Emerging Ethical Considerations

 

Vortrag (Vorschau)  

12.06. Laura Crompton (Bayrische Agentur für Digitales): Ethik und KI: eine praxisorientierte Perspektive

 

Abstract. Dieser Vortrag gliedert sich in zwei Teile: a) eine Einführung in die Ethik und die KI-Ethik und b) die Navigation durch den KI-Hype. Im ersten Teil werden wir einen genaueren Blick auf einige der grundlegenden Herausforderungen werfen, die sich durch die Einführung von KI in menschliche Gesellschaften und Sozialitäten ergeben. Im zweiten Teil werden wir überlegen, was es für die KI-Forschung, -Implementierung und -Politik bedeutet, zunehmend interdisziplinär und konzeptübergreifend zu werden.

 

Kurzbio. Laura Crompton ist Expertin für KI-Ethik. Sie schloss ihr Doktorat in Philosophie an der Universität Wien im Dezember 2022 ab. Ihr Forschungsschwerpunkt lag auf ethischen Fragen im Zusammenhang mit dem Einfluss von KI auf den Menschen (d.h. was es bedeutet, dass menschliche Entscheidungen und Handlungen grundlegend von KI beeinflusst werden). Seit August 2022 ist sie als Referentin bei der Bayerischen Landesstelle für digitale Angelegenheiten (byte) tätig.

Inhalt  

Selbstfahrende Autos, Pflegeroboter, Apps, Software für Einstellungsverfahren oder für die Anwendung in komplexen medizinischen Diagnoseverfahren wie dem MRT. Längst ist klar, dass viele neue Technologien im Bereich der IT gleichermaßen Vorteile aber auch Gefahren mit sich bringen. Heute sind wir fast alle persönlich von phishing emails und spam betroffen, und die adversen Effekte von social media – wie Vereinsamung und damit korrelierende psychische Erkrankungen – sind allgemein bekannt. Eine wesentlich größere Tragweite wird deutlich, wenn man an die Möglichkeiten moderner Überwachungssysteme, Gesichtserkennungstechnologien und Big Data Algorithmen in sozio-globalen Kontexten betrachtet, wo sie, wie beim Cambridge Analytica Skandal, politische Wahlen und sogar ganze politische Systeme unterminieren können. Diese Ambivalenz neuer Technologien führt auch zur Frage nach der Verantwortung für die mit ihnen verbundenen Folgen. Es greift hier sicherlich zu kurz, den einzelnen Informatiker allein in der Pflicht zu sehen, schließlich handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problemfeld, an dem beispielsweise politische Akteure und Firmen beteiligt sind, was sich angesichts der oftmals globalen Dimension kooperativer Projekte im Bereich der IT noch komplizierter darstellt. Allerdings sind Informatiker oftmals diejenigen, die als erste mit ethischen Problemen konfrontiert sind. Um hier eine eigene Position beziehen zu können, ist wichtig zu lernen, wie man sich souverän in den für ethische Fragestellungen typischen Grauzonen (in denen es oft kein klares Wahr oder Falsch gibt) argumentativ bewegen kann.

Das Ziel dieser Ringvorlesung ist es, hierzu einen Beitrag zu leisten, indem wir gemeinsam mit einschlägigen Expert*innen über grundsätzliche und anwendungsbezogene ethische Fragen im Bereich der IT diskutieren. Hierbei ist uns ein offener Diskurs wichtig, bei dem zu den oftmals kontroversen Themen alle Argumente gehört und bewertet werden können.